Schmerzen sind Eure Freunde


 Hatori    07.08.2022 - 06:00
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Die Rede ist von den vielen kleinen Wehwehchen die einen gern mal plagen und von denen die heutige Jugend oft mehr zu haben scheint als die älteren Leute.

Als ich heute Mittag von meinem Schreibtischstuhl aufgestanden bin, hat es im Knie mal wieder richtig geknackt. Das Ding macht schon sehr lange Probleme, aber manchmal eben mehr als sonst. Kennt Ihr das, wenn Ihr beim Sitzen kaum wisst, wie Ihr das Bein halten sollt? Oder im Stand fast nur auf dem anderen Bein steht, weil die Schmerzen sonst kaum zu ertragen sind? Vom Laufen reden wir mal noch gar nicht.

Was macht man dann? Man kann zum Arzt gehen, sich die üblichen Sprüche anhören, Schmerzmittel verschreiben lassen bzw. verschrieben kriegen und dieses chemische Zeug dann auch noch schlucken. Was dann passiert, hat meist nichts mit „Heilung“ zu tun. Die Ursachen werden nicht beseitigt sondern an den Symptomen rumgedoktort.

Und dann gibt es da die andere Möglichkeit: Geht zum Training. Und wenn an diesem Tag kein offizielles Training ist, dann macht Solo-Übungen.

Ich seh förmlich das Entsetzen, die Empörung und / oder das Unverständnis in Euern Gesichtern. Der Typ ist doch jetzt komplett durchgedreht, so oder ähnlich werden Eure Gedanken wohl sein.

Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil, ich meine das vollkommen ernst und kann es jedem nur empfehlen. Warum?

Schmerzen zwingen Euch, Eure Technik zu überdenken und anzupassen. Und das ist extrem wichtig. Selbst wenn Ihr schmerzfrei in einen (nicht zu vermeidenden) Kampf geht, können / werden die Schmerzen während der Auseinandersetzung kommen. Entweder wie bei mir, dass das Knie mal wieder der Meinung ist, es hat keine Lust auf den Mist. Oder weil Ihr Euch ein Ding fangt, was jederzeit auch dem „Besten“ passieren kann. Dann muss man reagieren und in der Lage sein, seine Technik anzupassen.

Oder noch schlimmer – Ihr habt schon vor der Konfrontation Schmerzen. Meint Ihr, Ihr könntet einen Angreifer überzeugen, doch an einem anderen Tag wiederzukommen? Ich glaube nicht wirklich, dass das funktioniert, eventuell lacht der sich ja tot, die Wahrscheinlichkeit tendiert allerdings gegen Null. Das Gegenteil wird der Fall sein. Dadurch, dass Ihr Eure Schmerzen sehen lasst, macht Ihr Euch zum Opfer, der Angreifer fühlt sich noch sicherer bzw. wird sicher, wenn er bis dahin noch Zweifel hatte. Die Sache mit dem Yugei (höfische Künste, Schauspiel) lassen wir in diesem Beitrag mal beiseite.

Als mein Knie heute geknackt hat, konnte ich kaum laufen, geht auch jetzt noch nicht, das hält sich jetzt für drei bis vier Tage. Nach dem ersten Schreck gab es dann zunächst die Sanshin no Kata, zehn Minuten später einige Bewegungsabläufe mit dem Hanbo und in der folgen Stunde ein wenig Arbeit mit dem Schwert. Immer maximal zehn Minuten, niemals übertreiben. Hört dabei auf den Körper und wenn der ernsthaft sagt, er will langsamer oder eine Pause, dann gönnt ihm das auch. Ihr / wir sind auf unsere Körper angewiesen, es sind die einzigen, die wir haben (in diesem Leben). Nun ja, es hat bei mir funktioniert und wird bei jedem von Euch auch funktionieren.

Einen Tipp aber noch: Wenn Ihr mit Schmerzen zum Training geht, dann sagt Euerm Lehrer vor Beginn Bescheid. Ein guter Lehrer wird Euch dann zumindest nicht als Uke nutzen.

Ninjutsu muss immer funktionieren … und es funktioniert immer, wenn Ihr die Prinzipien verstanden habt und Euch nicht an einstudierten Bewegungsabläufen festhaltet. Genau dabei helfen Euch Schmerzen … deswegen sage ich, Schmerzen sind Eure Freunde.

… mal drüber nachdenken ...