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Ist alles, was Du über Samurai zu wissen glaubst, falsch?
Dieser Artikel wurde von mir nur übersetzt, das Original gibt es bei Japan-Infos.
Vor vielen Jahren, in der High School, war ich ein totaler Otaku. Ich liebte JRPGs, Anime und vor allem Samurai. Ich habe immer die Vorstellung von einem einsamen Krieger geliebt, der sowohl mit Witz als auch mit Klingen harmonieren kann. Ich verliebte mich natürlich in Anime wie die klassische Ruroni Kenshin-Serie. Und als ich hörte, dass Hollywood endlich einen großen Samurai-Film mit Tom Cruise machte, war ich sehr aufgeregt. Ich mochte den "Letzten Samurai". Als ich aber zurückblickte auf den Film und meine Vorstellung von Samurai im Allgemeinen, erkannte ich, dass alles, was ich glaubte über die Samurai zu wissen, falsch ist. Hier sind einige allgemeine Missverständnisse und die dazugehörigen Tatsachen über die realen Samurai.
Samurai sind die alte Kriegerkaste Japans
Mythos
Viele Leute sind der Meinung, wenn sie über Samurai sprechen, dass die Samurai bis zur Gründung von Japan zurückgehen und dass sie immer eine erhöhte Klasse in der japanischen Gesellschaft waren. Viele Menschen kennen dies als das SPAM-Hierarchiesystem: Samurai, Bauern, Handwerker, Kaufleute (in englisch Samurai, Peasants, Artisans, Merchants = SPAM). Aber das ist falsch ... teilweise.
Fakt
Der "Beginn" der Samurai liegt in der Heian Periode (794 bis 1185). Das scheint zwar für viele sehr alt zu sein, doch ist dies im Vergleich zu Japan weit von der Antike entfernt. In vielerlei Hinsicht wurde der Samurai zur gleichen Zeit zur Klasse wie der europäischen Ritter und wir betrachten sie daher nicht als wirklich alt. In der heianischen Periode waren die "Saburafu" (die Dienenden) gemietete Leibwächter. Ein lokaler Herr mitete sich einige, wenn er zusätzliche Muskeln für eine Reise oder diplomatische Mission benötigte.
Samurai als Klasse kam erst nach der Wiedervereinigung von Japan unter Toyotomi Hideyoshi (Ende der 1500er). Er hat das SPAM-System ins Leben gerufen um zu verhindern, dass reiche Landbesitzer ihre eigenen Armeen einstellten. Grundsätzlich gab er den höhergestellten Klassenleuten im Land eine Wahl: Man kann sich dieser neuen Klasse als "Samurai" anschließen und grundsätzlich ein öffentlicher Bediensteter sein (ausschließlich zur Unterstützung der Regierung) und mit mehr Rechten versehen. Oder sie konnten in der bäuerlichen Klasse verbleiben, ihr eigenes Land bestellen um daraus "Reichtum" zu machen, aber mit weniger Rechten versehen. Viele entschieden sich, Samurai zu sein, viele andere entschieden sich dagegen. Das sollte Aufstände aus dem niederen Teil der Gesellschaft verhindern.
Samurai lebten nach dem Bushido
Mythos
Jeder weiß, dass echte Samurai dem Bushido folgten, dem Weg des Kriegers. Es war ein ähnliches System wie das Rittertum der europäischen Ritter. Es betonte Loyalität, Barmherzigkeit, Hingabe an den eigenen Führer und der Tod war besser als die Ehre zu verlieren. Bushido wäre das Leitlicht für die Samurai während ihres ganzen Lebens und die wahren Samurai beachteten es als die eigentliche Bedeutung ihrer Existenz.
Fakt
Also sagt mir, welches Buch hat alle diese Thesen und Regeln der Samurai? Wo ist die Bushido-Bibel? Es gibt keine. Es gab nie eine. Es gibt einige Werke wie das "Hagakurei" oder Miyamoto Musashis "Buch der fünf Ringe", aber diese bilden kaum ein Regelbuch für Samurai. Es handelt sich dabei meist um Beobachtungen der berühmteren Samurai. Die Idee von Bushido war nichts, das während der japanischen oder Samurai-Geschichte existierte. Wenn Du Musashi über Bushido gefragt hättest, hätte er wahrscheinlich sehr verwirrt geguckt (und Dir vielleicht den Kopf abgeschnitten). Der Begriff Bushido kam wahrscheinlich erst in den letzten 100 oder 150 Jahren zum Einsatz. Und sprach von Ehre ...
... und von "Samurai waren ihren Lords unendlich treu".
Mythos
Wer etwas über Samurai weiß, der weiß, dass ihr Gefühl für Loyalität und Ehre keine Grenzen kannte. Sie wären bereitwillig für die Ehre ihres Herrn gestorben. Sie würden sich ihr eigenes Leben nehmen, wenn ihre Herren es von ihnen verlangten und sie würden mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht sterben. Ein echter Samurai würde einer Armee alleine begegnen, wenn es bedeutete, seinem Herrn nur die geringste Schwierigkeit oder Gefahr zu ersparen.
Fakt
Das wird jetzt irgendwie schockieren: Samurai waren Söldner. Ja, sie ehrten nur diejenigen, die sie bezahlten. Wenn mir jemand ein ziemlich großes Stipendium gäbe, würde ich den auch ehren und wenn es einen anderen Kerl gab, der mir mehr bezahlen möchte, dann bekommt er meine Ehre. Bis zur Tokugawa-Ära arbeitete das Samurai-System genau so. Angenommen ich bin ein Einheimischer oder ein Bauer mit viel Land und Geld. Mein nächster Nachbarn verursacht mir einige Probleme. Ich habe Bauern, die ich bewaffnen und für mich kämpfen lassen kann, aber mein Nachbar auch. So will ich einige harte Jungs, um mir zu helfen, meine Nachbarn dazu zu bringen, mich entweder allein zu lassen oder mir sein Land zu geben. Also gebe ich eine Stellenanzeige auf. Eine Menge harter Kerle taucht bei mir auf, um mein Angebot zu hören. Wenn sie mit der Zahlung zufrieden sind, arbeiten sie für mich. Sobald wir fertig sind, können sie zu einem anderen Vertrag weitergehen. Nicht genau das Bild, das Du von den loyalen Samurai im Kopf hattest, oder?
Samurai waren oft untreu. Es war nicht ungewöhnlich für Samurai, das Geld des einen Herrn zu nehmen und dann zum nächsten zu gehen, oder noch schlimmer, sich heimlich mit dem Herrn des Feindes zu treffen und während der Schlacht die Seiten zu wechseln. Dies ist der wesentliche Grund, dass die Geschichten der loyalen und ehrenhaften Samurai so präsent waren, weil Untreue ein solches Problem war. Die Gründe, warum diese Geschichten so verbreitet sind, sind einfach, dass sie hofften, mehr Samurai damit zu beeindrucken und an sich zu binden. Wenn alle Samurai so loyal gewesen wären, wenn die Geschichten von Samurai, die mutig für ihre Herren sterben, so häufig sind, wie kommt es dann, dass es niemand bemerkt hat?
Das Schwert des Samurai ist seine Seele
Mythos
Das Katana war die ultimative Waffe des Samurai. Ein echter Samurai war kompetent im Schwertkampf und ein Ein-Mann-Heer mit seinem Schwert. Außerdem war das Schwert Teil einer Samurai-Seele. Nur Samurai war es erlaubt, ihr Schwert als Zeichen seines Standes zu tragen.
Fakt
Samurai benutzte keine Schwerter im Kampf. Ursprünglich waren Samurai gepanzerte Bogenschützen. Sie kämpften wie die Mongolen, von einer montierten Position aus fahren und schießen. Als sich dann der Stil der japanischen Kriegsführung weiter entwickelte, verwandelten sie sich in schwere Kavallerie und benutzten meist Piken oder Speere. Denke mal darüber nach, ob es eine wirklich gute Idee wäre, von einem Pferd mit einem Schwert zu kämpfen. Nicht wirklich.
Der Teil, dass es nur Samurai erlaubt war, Schwerter zu tragen, ist im Allgemeinen zutreffend, aber erst, nachdem das Tokugawa-Shogunat an die Macht kam. Die meisten dieser Ideen von Samurai und Schwertern kommen aus dieser Zeit. Warum? Weil es keinen Krieg gab. Während der Friedenszeiten hat eine Kriegerkaste viel Zeit für das Erfinden und Schreiben von Abhandlungen über ihren Wert für das ganze Land. In Amerika diskutieren wir oft, warum soviel Militär vorhanden ist, obwohl keine großen Feinde existieren. Japan hatte die gleiche Debatte während des Tokugawa-Shogunats. Sie hatten eine große Klasse von Menschen, deren Hauptgrund ihrer Existenz darin bestand zu kämpfen, aber es war niemand da zum Bekämpfen. So mussten die Samurai ihre Existenz durch Mythenbildung rechtfertigen und das Üben mit dem Schwert war eine Art zu sagen: "Seht, ich bin bereit, wenn jemand Ärger macht!"
Abschließend ist zu sagen ...
... der Mythos der Samurai IST vor allem ein Mythos, bis hin zu offensichtlichen Lügen. Aber das ist nicht immer eine schlechte Sache. Ich mag es so denken: Wahrheit und Wahrheit. Die eine "Wahrheit" sind die Tatsachen, die andere die Lehren, die wir daraus ziehen können.
Zum Beispiel gibt es in Amerika die Geschichte über George Washington und einen Kirschbaum. Als Kind bekam der kleine George eine glänzende, neue Axt von seinem Vater geschenkt. Er benutzte sie sofort, um einen Kirschbaum seines Vaters abzuhacken. Als sein Vater ihn damit konfrontierte, sagte der kleine George: "Vater, ich kann keine Lüge erzählen. Ich habe diesen Kirschbaum abgeschnitten." Sein Vater war von der Ehrlichkeit seines Sohnes so beeindruckt, dass er ihn nicht bestrafen konnte. Diese Geschichte ist komplett zusammengesetzt oder gar erfunden. Aber das macht sie nicht zur Lüge. Es kann nicht die Wahrheit sein, aber es sagt eine Wahrheit. George Washington war eine ehrenvolle und ehrliche Person.
Ich denke, es ist das gleiche für die Samurai. Nicht alles in "Der letzte Samurai" mag wahr sein, aber es erzählt eine wichtigere Wahrheit. Die Ideale, die viele Menschen in Japan und der Welt für diese Sache anstreben. In diesem Sinne sind sogar die düstersten und außergewöhnlichsten Mythen der Samurai wahr.