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Was dieses Ding mit Gewalt zu tun hat.
Wenn Du den Text nicht lesen magst, findest Du ganz unten das Video dazu.
Reptiliengehirn - Ihr wisst nicht, wovon ich rede? Schon klar, das heutige Bildungssystem bringt einem ja so manches bei, aber die wichtigen Dinge, die zu meiner Schulzeit noch fast zum Grundwissen gehörten, werden oft ausgelassen. Schauen wir uns also zunächst an, was die Wissenschaft zu diesem Thema sagt und wie sie es definiert.
Das Reptiliengehirn ist ein Begriff aus der Neurowissenschaft und Psychologie, der das älteste evolutionäre Gehirnareal beschreibt, das wir mit Reptilien teilen. Es umfasst Teile des Gehirnstamms und des Kleinhirns und ist für grundlegende Funktionen zuständig:
- Überleben (Atmung, Herzschlag)
- Instinktive Verhaltensweisen (Kampf- oder Fluchtreaktionen)
- Reptilientypische Reflexe (territoriales Verhalten, Fortpflanzungstrieb)
Der Begriff wird oft im Rahmen der sogenannten „Dreieinigen Gehirntheorie“ von Paul MacLean verwendet, die das Gehirn in drei Schichten einteilt: Reptiliengehirn, limbisches System (emotionale Verarbeitung) und Neokortex (höhere kognitive Funktionen). Obwohl die Theorie anschaulich ist, wird sie heute wissenschaftlich kritisch betrachtet, da die Gehirnfunktionen nicht strikt in solche Schichten unterteilt sind.
Das Konzept des Reptiliengehirns – wir bleiben mal dabei, macht es einfacher und anschaulicher - bietet eine Perspektive darauf, wie grundlegende Überlebensinstinkte menschliches Verhalten, einschließlich Gewalt, beeinflussen können. Gewalt, als instinktive Reaktion, lässt sich im Zusammenhang mit den Funktionen des Reptiliengehirns folgendermaßen erklären:
1. Überlebensinstinkt und Kampf- oder Fluchtreaktionen
Das Reptiliengehirn steuert grundlegende Überlebensmechanismen, wie die Kampf-oder-Flucht-Reaktion. In bedrohlichen Situationen, wenn das Gehirn Gefahr wahrnimmt, können instinktive Reaktionen ausgelöst werden:
- Kampf: Aggressives Verhalten oder Gewalt wird eingesetzt, um die Bedrohung abzuwehren.
- Flucht: Vermeidung oder Rückzug ist eine Alternative.
Diese Reaktionen werden automatisch aktiviert, bevor der Neokortex, also das rationale Denken, eingreifen kann, insbesondere in Situationen hoher emotionaler oder körperlicher Erregung.
2. Territorialität und Ressourcenverteidigung
Das Reptiliengehirn ist auch mit Verhaltensweisen verbunden, die auf Territorialität und den Schutz von Ressourcen abzielen. Beispiele:
- Verteidigung des eigenen „Raums“ (physisch oder metaphorisch, wie Familie, Macht, Besitz).
- Aggression als Mittel, um Eindringlinge abzuwehren oder Hierarchien zu sichern.
Im Tierreich sehen wir ähnliche Verhaltensmuster, etwa bei Reptilien, die ihr Territorium gegen Konkurrenten verteidigen.
3. Instinktgesteuerte Macht- und Dominanzverhalten
Das Reptiliengehirn kann Dominanzverhalten fördern, das oft mit Gewalt verbunden ist:
- Gewalt wird als Werkzeug eingesetzt, um soziale Positionen zu behaupten.
- In Stresssituationen können diese primitiven Mechanismen aggressives Verhalten aktivieren, das rational schwer bis nicht zu kontrollieren ist.
Und hier erklärt sich, warum diskutieren mit aggressiven Angreifern relativ sinnlos ist. Das Reptiliengehirn, ist es erst mal aktiviert, nimmt nichts mehr wahr außer der Absicht, Gewalt anzuwenden. Der Aggressor hört zwar die Worte, die man spricht, aber sie erreichen nicht mehr den Teil des Gehirns, welcher für logisches Denken, Empathie und Moral zuständig ist. Wobei speziell Letzteres, also die Moral, auch abhängig davon ist, aus welchem sozialen und kulturellem Umfeld der Angreifer kommt. Schauen wir uns dazu den nächsten Punkt an.
4. Emotionale Abkopplung und Rationalität
Das Reptiliengehirn arbeitet unabhängig von Empathie oder moralischer Reflexion, die durch den Neokortex und das limbische System vermittelt werden. Dadurch:
- Kann Gewalt mechanistisch und „kalt“ wirken, da emotionale Hemmungen nicht mehr greifen.
- In hochstressigen Situationen kann das Reptiliengehirn die Oberhand gewinnen und impulsives, gewalttätiges Handeln auslösen, ohne dass vorher über Konsequenzen nachgedacht wird.
5. Grenzen des Modells
Während das Reptiliengehirn eine nützliche Metapher ist, um instinktive Gewalt zu erklären, ist die moderne Neurowissenschaft komplexer:
- Gewalt entsteht oft aus einem Zusammenspiel von Gehirnregionen, einschließlich limbischem System (Emotionen wie Wut) und präfrontalem Kortex (Impulse und soziale Normen).
- Gewalt ist nicht ausschließlich instinktiv - soziale, kulturelle und individuelle Faktoren spielen eine zentrale Rolle.
Gewalt ist nicht nur biologisch oder instinktiv, sondern auch tief in soziale und kulturelle Strukturen eingebettet. Sie entsteht oft aus der Interaktion von individuellen, gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren, die zusammen die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen Gewalt wahrnehmen, rechtfertigen oder ausüben. Hier sind die wichtigsten sozialen und kulturellen Aspekte von Gewalt:
1. Soziale Aspekte von Gewalt
a) Macht und soziale Hierarchien
- Ungleichheit: Gewalt wird häufig eingesetzt, um Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten oder zu verändern. Beispiele sind Gewalt in patriarchalen Strukturen oder in Klassenkonflikten.
- Dominanz: Menschen oder Gruppen nutzen Gewalt, um ihre Position in sozialen Hierarchien zu behaupten (z. B. Mobbing, Bandenkriminalität, Diktaturen).
b) Gruppendynamik und soziale Identität
- Gruppenzwang: Gewalt kann durch Gruppenzugehörigkeit verstärkt werden, etwa in kriminellen Banden oder bei Massenprotesten.
- Feindbilder: Das „Wir-gegen-sie“-Denken fördert Gewalt gegen als fremd wahrgenommene Gruppen (z. B. Rassismus, Nationalismus).
c) Soziale Stressfaktoren
- Armut und Ausgrenzung: Sozioökonomische Benachteiligung kann Gewalt begünstigen, da Frustration, Perspektivlosigkeit und ein Mangel an sozialen Ressourcen eskalieren können.
- Familienstrukturen: Gewalt in der Familie (z. B. häusliche Gewalt) wird oft durch stressreiche Lebensumstände oder traditionelle Rollenmuster begünstigt.
2. Kulturelle Aspekte von Gewalt
a) Gewalt als kulturelle Norm
- In manchen Kulturen wird Gewalt als akzeptabel oder sogar notwendig angesehen, um Konflikte zu lösen (z. B. Ehrenmorde, Blutrache).
- Gewalt kann in Riten oder Traditionen eingebettet sein, etwa in Initiationsriten oder als Teil von Kriegskultur.
b) Medien und Ideologien
- Medien: Gewalt wird oft durch Filme oder Nachrichtenberichte normalisiert oder verherrlicht. Dies kann zu einer Enthemmung der Gewaltbereitschaft führen.
- Ideologien und Religionen: Gewalt wird oft durch religiöse oder politische Ideologien gerechtfertigt (z. B. Gewalt gegen anders Denkende, Terrorismus, Kreuzzüge).
c) Geschlechterrollen und Gewalt
- Toxische Maskulinität: In einigen Kulturen wird von Männern erwartet, Stärke durch Gewalt zu demonstrieren.
- Kulturelle Geschlechternormen: Gewalt gegen Frauen, wie Ehrenmorde oder Zwangsehen, wird in patriarchalen Gesellschaften oft toleriert oder verschwiegen.
3. Der Einfluss von Sozialisation
- Kinder, die in gewalttätigen Umgebungen aufwachsen, lernen Gewalt oft als legitimes Mittel zur Konfliktbewältigung.
- Medien, Erziehung und kulturelle Werte prägen, ob Gewalt toleriert, glorifiziert oder abgelehnt wird.
Gewalt ist ein komplexes Phänomen, das nicht nur aus biologischen Instinkten resultiert, sondern auch durch soziale Ungleichheiten, kulturelle Normen und institutionelle Strukturen geformt wird. Um Gewalt zu reduzieren, müssen daher nicht nur individuelle, sondern auch strukturelle und kulturelle Faktoren adressiert werden. Dies umfasst den Abbau von Ungleichheiten, die Förderung gewaltfreier Konfliktlösungsstrategien und die Hinterfragung kultureller Normen, die Gewalt rechtfertigen oder normalisieren.
Und bei vielen der Punkte, die Gewalt hervorbringen, scheitert unsere heutige Politik. Es kann von der Logik her schon nicht funktionieren, gegensätzliche Kulturen vermischen zu wollen. Logik ist jedoch nicht die Stärke ideologisch eingestellter Menschen. Bringt man eine Gruppe von Menschen, die bereit ist, ihre Ziele mit Gewalt zu erreichen mit einer gegensätzlichen, also gewaltablehnende Gruppe zusammen, wird letztere schlussendlich immer unterlegen sein und sich der anderen Gruppe nicht nur unterordnen sondern auch als Opfer herhalten müssen, mit dem man tun und lassen kann, was man will.
Wir erziehen unsere Kinder dazu, bei Streitigkeiten nach gewaltfreien Lösungen zu suchen – und das ist auch gut so. Oft wird aber vergessen ihnen zu sagen, dass es auch Menschen gibt, die das komplett anders sehen, bei denen nur das Recht des Stärkeren Gültigkeit hat. Und damit machen wir unsere Kinder zu Opfern. Man sollte immer beide Seiten einer Medaille ansehen, nicht nur die, die unsere Ansicht widerspiegelt.
Kommen wir nochmal zum Reptiliengehirn zurück. Wir haben gehört, dass alle anderen Gehirnteile abgeschaltet werden sobald sich dieser Teil aktiviert. Wie bekommen wir es nun hin, diesen Vorgang umzukehren? Einfache Antwort – mit Gewalt. Ja, so unangenehm das auch ist, anders geht es nicht. Wir müssen den Energielevel des Angreifers auf Null bringen. Sobald er dort angekommen ist - und erst dann - schaltet das Gehirn wieder um und das rationale Denken setzt wieder ein. Und jetzt, wirklich erst jetzt, können wir mit ihm reden. Die Worte erreichen jetzt wieder alle Teile des Gehirns, die für die Verarbeitung dieser Worte zuständig sind.
Vielleicht versteht mancher jetzt besser, warum bei Padmam Sports, Kampfkunst Lifestyle und auch bei mir so oft davon gesprochen wird, genauso rücksichtslos und brutal zu sein wie der Angreifer. Und wenn das als Grund noch nicht reicht, dann schaut auch hier wieder richtig hin – je schneller ein Kampf beendet wird, desto kleiner die Gefahr, dass man selbst oder der Angreifer verletzt wird, eventuell sogar so schwer, dass irreparable Schäden zurückbleiben. Das Gefasel von „Diskussion statt Gewalt“ kann nicht funktionieren, rein biologisch betrachtet. Ja gut, es kann funktionieren, die Wahrscheinlichkeit tendiert jedoch gegen Null. Und die Anweisung „immer das mildeste Mittel zu suchen“ führt mit großer Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, es macht keinen Sinn. Nur eines sollte nicht passieren – dass Ihr auch in den Reptiliengehirn-Modus verfallt. Bleibt rational, behaltet immer die Kontrolle über das Geschehen und Euren Geist. Je besser und härter das Training, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr eben jene Kontrolle verliert.
Kommen wir nochmal zu den kulturellen Ursachen der Gewalt. Kinder, die mit Gewalt, mit Missachtung von Frauen aufgewachsen sind, sind sozial geprägt und diese Prägung ist, wenn überhaupt, nur sehr schwer zu ändern. Einen „bösen“ Hund kann man resozialisieren, seine „Bosheit“ hat fast immer mit Vertrauensverlust zu tun (das ist nur ein anschauliches Beispiel, ich will auf keinen Fall Kinder und Hunde auf eine Stufe stellen). Diese Ursache kann man bei Menschen aber weitgehend ausschließen. Und damit erklären sich zumindest teilweise die sprunghaft gestiegenen Kriminalitätsraten bei Gewalt- und Sexualkriminalität. Für diese Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ist das „normal“, sie kennen es nicht anders. Man nimmt sich mit Gewalt, was man haben will. Und ja, auch Deutsche werden oft genug kriminell, allerdings seltener, deutlich seltener in diesen Bereichen des Lebens.
Und dann höre ich so oft von Frauen, aber auch älteren Menschen: „Das kann mir ja nicht passieren.“ Doch, kann es, zu jeder Zeit, in jedem Alter und an jedem Ort. Und in den seltensten Fällen wird jemand helfen. Selbst wenn jemand in der Nähe ist, kann er nicht sofort einschreiten, er muss auch erst den Weg bis zum Opfer zurücklegen. Nur ist selbst das selten, speziell unsere deutschen Mitbürger drehen sich lieber um und verschwinden, sie wollen damit nichts zu tun haben. Gewaltfreie Erziehung und von Ideologie weichgespültes Hirn verhindern helfendes Eingreifen. Ich hatte in den letzten Jahren des öfteren Ärger, meist mit sogenannten Talahons – ja, die nennen sich auch selber so. Ich brauchte im Allgemeinen keine Hilfe, aber wenn Menschen zu Hilfe kamen, dann waren es meist Türken oder Russen, nicht ein einziges Mal ein Deutscher. Das finde ich fast noch erschreckender als die Gewalt an sich.
Was will ich damit sagen? Jeder muss, ob er will oder nicht, für sich selbst Verantwortung übernehmen. Niemand muss deswegen ein Rambo 2.0 werden, es reicht völlig, den ersten Angriff abwehren zu können, zumindest, wenn man allein unterwegs ist. Hat man Frau und Kinder dabei, sieht es noch etwas anders aus. Es gibt viele einfache „Gemeinheiten“, mit denen sich auch eine „schwache“ Frau gegen einen starken Mann kurzfristig zur Wehr setzen kann um sich ein Zeitfenster für die Flucht zu verschaffen.
Also geht zu solchen Workshops, lernt, wie es funktioniert, wie Ihr Euren Sicherheitslevel erhöhen könnt; Beschreibung unserer Angebote findet Ihr unter "Unser Dojo". Stellt aber – BEVOR Ihr bezahlt – immer die Frage nach der Qualifikation des Lehrgangsleiters. Es gibt leider viel zu viele schwarze Schafe in der Branche. Im Zweifel geht lieber woanders hin. Volkshochschulen bieten solche Kurse auch oft an, da könnt Ihr ziemlich sicher sein, dass der Kursleiter hinsichtlich seiner technischen und menschlichen Fähigkeiten überprüft wurde. Zumindest musste ich hier in Berlin-Schöneberg meine Nachweise einreichen, dass ich auch das leisten kann was ich anbiete. Allerdings sind die Kurse bei den Volkshochschulen meist sehr teuer. Ob nun VHS oder ein anderer Ort – Eure Entscheidung. Wichtig ist nur, dass Ihr es in Angriff nehmt und Euch vom Sofa runter bewegt.
Soviel für heute und wie ich immer sage: einfach mal drüber nachdenken.