Aktuelle Trainingszeiten ab 13.10.2023
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Wenn Du angegriffen wirst, ist schon einiges schief gelaufen.
Thema heute: Wo bzw. wann fängt Selbstverteidigung an? Diese Frage stelle ich immer in unseren entsprechenden Workshops, ob nun bei Frauen oder Senioren. Und die Antwort ist fast immer dieselbe. Vielleicht ändert sich das nach diesem Beitrag, ich hoffe es zumindest.
Die Antwort ist so gut wie immer: „Wenn ich angegriffen werde.“ Und da liegt der Trugschluss. Kommt es zu einem körperlichen Angriff, hast Du vorher schon einiges versäumt oder nicht korrekt gemacht.
Fangen wir von vorn an. Selbstverteidigung beginnt in einem sicheren Umfeld, zu Hause. Hört sich seltsam an? Wenn Du aber etwas genauer darüber nachdenkst, wird es logisch. Die Vorbereitung muss im Kopf stattfinden und auch die richtigen Hilfsmittel sollten verstaut werden.
Fangen wir mit dem Kopf an. Jeder Kampf birgt immer die Gefahr, dass Du selbst verletzt wirst … oder schlimmeres. Dieser Punkt muss zwingend klar sein und zwar lange vor einer körperlichen Auseinandersetzung. Und noch wichtiger – das Bewusstsein sollte sich damit als unabänderlich abfinden. Fängt das Gehirn erst während einer bestehenden Gefahr an über diesen Punkt nachzudenken, schlägt das „Karma“ unweigerlich zu. Du denkst, Du könntest verletzt werden, dann wirst Du auch verletzt, Du denkst, Du könntest getötet werden, dann wirst Du sterben. Diese Gedanken müssen also bereits weit im Vorfeld abgearbeitet werden und Du musst Dich damit arrangieren. Niemand will verletzt werden oder sterben, da die Wahrscheinlichkeit aber besteht – wie hoch sie ist, liegt an den Umständen und wie gut Dein psychischer und physischer Zustand ist – musst Du Dich damit auseinandersetzen.
Basierend auf diesen Gedanken musst Du Dir darüber klar werden, wie sehr Du gewillt bist zu überleben. Denn genau das ist der nächste Punkt, über den Du Dir klarwerden solltest. Bist Du bereit, einem Aggressor mit derselben Brutalität entgegenzutreten mit der er Dir begegnet? Hör nicht auf Leute, die Dir was vom „mildesten Mittel“ erzählen, das funktioniert auf der Straße definitiv nicht. Ja, ich kenne das Notwehrgesetz, ich sag Dir aber das, was Marek von Padmam Sports immer sagt: „Besser hundert Menschen bei meiner Verhandlung als bei meiner Beerdigung.“ Über den Staatsanwalt kannst Du Dir Sorgen machen, wenn die Auseinandersetzung vorbei ist und Du überlebt hast.
Soviel zu dem, was im Kopf mit absoluter Klarheit verarbeitet und beschlossen werden sollte. Nun zu den Dingen, die Du einpacken solltest. Ich warne ausdrücklich davor, sich Waffen im Sinne des Waffenrechts einzustecken. Messer, Schusswaffen, eben alles, was verboten ist – mach darum einen großen Bogen. Und ja, der böse Bube auf der Straße, der Dir ans Leder – oder ans Leben – will, der wird sich darum nicht kümmern. Trotzdem - trägst Du verbotene Gegenstände bei Dir und gerätst in eine Auseinandersetzung, wird der Notwehrparagraph nicht mehr zur Anwendung kommen, Du wirst genauso gestraft wie der tatsächliche Verbrecher.
Was also ist brauchbar? Nun, zuerst jede Form von Kubotan. Welche Bauart Du bevorzugst, musst Du selbst herausfinden, ich empfehle solche aus Holz mit leichter Spitze an einer Seite. Welche Dicke er haben soll, musst Du auch für Dich selbst herausfinden. Er soll gut greifbar sein, nicht rutschen in der Hand und nicht zu groß sein. Er soll in jede Jackentasche passen ohne in dieser große Beulen zu zeigen.
Der große Vorteil eines Kubotan liegt darin, dass er nicht als Waffe eingestuft ist – noch nicht, kann ja noch kommen. Er wird bei einer polizeilichen Kontrolle als Schlüsselanhänger erkannt, besonders dann, wenn man seine Schlüssel auch an ihm befestigt.
Ein gutes Pfefferspray ist auch brauchbar, wobei ich dabei skeptisch bin. Warum? Nun, weil es in vielen Fällen nicht sofort wirkt. Die volle Wirkung tritt bei den meisten Sprays erst nach 10-20 Sekunden ein, was einem Aggressor noch genügend Zeit gibt, Dich zu verletzen. Wird das Mittel auch noch als Wolke und nicht als Strahl aus dem Behälter befördert, besteht eine gute Chance, dass Du selbst Opfer Deines eigenen Sprays wirst, besonders im Freien, wenn Du nicht auf die Windrichtung geachtet hast. Zudem ist nicht jedes Spray erlaubt, kaufe ein solches Mittel nur bei Fachleuten, nicht online. Solltest Du in eine Polizeikontrolle kommen, dann antworte auf die Frage, weshalb Du es mitführst, dass Du Angst vor Hunden hast. Nicht umsonst steht auf den Behältern „Tierabwehrspray“. Der Einsatz gegen Menschen ist verboten, wird aber von vielen Staatsanwälten und Richtern akzeptiert, wenn es um eine echte Notwehrsituation geht. Und wenn Du dann auch noch eine Frau bist, wird Dir der Einsatz so gut wie nie zur Last gelegt – soviel zum Thema „Gleichberechtigung“.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Gegenstände die man nutzen kann. Ich will hier aber das Thema der brauchbaren Gegenstände nicht weiter ausweiten. Komm zu uns ins Training oder melde Dich zu einem Workshop an, dann erfährst Du mehr dazu.
ABER, egal was Du einpackst um es im Notfall zu nutzen – es gehört NICHT in die Handtasche. Wir wissen alle, wie die meisten Damenhandtasche aussehen, und ja, auch viele von Männern. Und genau das, was Du gerade brauchst, liegt immer ganz unten, Murphy eben. Nein, Deine Gadgets zur Selbstverteidigung gehören in die Jacken- oder Manteltaschen, dahin, wo Du sie mit einem Griff bereit haben kannst, wo sie innerhalb von Sekunden einsetzbar sind. Und in eben diese Taschen gehört auch nichts anderes, kein Taschentuch, kein Handy, kein Schlüssel, nichts.
Und pack nichts ein, womit Du nicht umgehen kannst. Das beste Pfefferspray taugt nicht, wenn Du die Sprühdose falsch herum hältst. Geh zu Experten und lass Dir zeigen, wie es funktioniert und dann übe das auch regelmäßig. Aber informiere Dich vorher, ob der Experte auch wirklich ein Experte ist.
Auch auf Deine Kleidung solltest Du achten. Nachts, allein als Frau, mit hochhackigen Stöckelschuhen – keine gute Idee. Zieh Schuhe an, in denen Du gut laufen kannst, und nicht nur laufen sondern im Notfall auch rennen. Was Du ansonsten anziehst – nun ja, entscheidend ist, dass Du Dich wohlfühlst und die Kleidung Deine Bewegungsfreiheit nicht einschränkt.
Soviel zum Teil, was Du zu Hause tun solltest. Kommen wir zum zweiten Punkt – dem Verhalten in der Öffentlichkeit. Ich habe dazu schon in verschiedenen Videos einiges gesagt, wenn ich mich aber draußen umsehe, wie sich viele Menschen bewegen, dann weiß ich, ich habe es noch nicht oft genug gesagt.
Gerade erst beim letzten Mal, als ich zum Training gegangen bin, wäre eine junge Frau fast in ein Auto gelaufen. Die Ampel war gerade rot geworden, aber ihre Augen waren auf das Handy gerichtet und sie lief einfach weiter. Hätte der Autofahrer nicht ohne Rücksicht auf den nachfolgenden Verkehr gebremst … nun ja. Genauso laufen Menschen in eine Gefahrensituation ohne es zu bemerken. Niemand ist so wichtig, dass eine Nachricht nicht warten kann, bis man einen relativ sicheren Ort erreicht hat, auch Du nicht. Ist Dir Deine Gesundheit, Dein Leben so wenig wert, dass Du beides wegen einer Nachricht aufs Spiel setzt? Und auch die Nachrichten selbst sind in 99,9% so belanglos, dass Du sie ein paar Minuten ignorieren kannst. Pack also das Handy beiseite oder, wenn Du es schon in der Hand hast, nutze es im Notfall als Waffe. Allerdings scheinen viel zu viele Menschen dieses Ding mehr zu lieben als die eigene Gesundheit, bevor diese Leute einen Kratzer darauf riskieren, sterben sie lieber, ich verstehe es nicht.
Ok, genug geschimpft, kommen wir zum richtigen Verhalten. Bewege Dich nicht wie ein Opfer, nimm die Schultern zurück, den Rücken gerade, den Kopf hoch, die Augen nach vorn. Das kannst Du übrigens auch schon zu Hause üben, diese Haltung sollte ein Teil von Dir werden, auf den Du nicht mehr achten musst sondern die Dein Körper automatisch und immer zeigt. Nach der Körpersprache suchen viele Aggressoren ihre Opfer aus, denn genau das wollen sie – Opfer, keine Gegner. Wenn sie Gefahr laufen, selbst einstecken zu müssen, halten sich viele schon zurück und suchen sich jemand anderen aus.
Nächster Punkt: Beobachte Deine Umgebung, schau auch mal über die Schulter. Und lerne, wieder mehr Deinem Bauch als Deinem Kopf zu vertrauen. Viele Menschen sind derart „verkopft“, dass sie das Bauchgefühl einfach beiseite schiebe. Tu das nicht. Die Instinkte des Menschen, besonders des „zivilisierten“ Menschen, sind teilweise verschüttet, aber nicht verschwunden. Sie melden sich durchaus, wenn Gefahr im Verzug ist. Und genau darauf solltest Du hören. Allerdings – und auch das ist wichtig – ohne paranoid zu werden. Nicht jeder Mensch, der Dir entgegen kommt oder Dir folgt, will Dir Böses.
Wenn Dir Dein Gefühl aber sagt, da könnte Ärger auf Dich zukommen, dann mach einen Bogen darum, wechsle, wenn möglich, die Straßenseite, geh in einen Laden oder was sich gerade anbietet.
Obwohl man heutzutage bei der Kriminalität kaum noch Unterschiede zwischen Tag und Nacht sieht, ist die Nacht immer noch gefährlicher. Meide, wenn möglich dunkle Straßen oder Parks. Auch wenn der Weg vielleicht fünf Minuten länger wird, bewege Dich im Licht. Ich weiß, ist nicht immer möglich, aber wenn es machbar ist, dann mach es auch. Sicherheit gibt es nicht umsonst, wenn man sich die polizeilichen Kriminalstatistiken der letzten Jahre anschaut, dann sieht man an den steigenden Zahlen, dass man immer vorsichtiger werden muss. Das ist übel, als ich Kind war, konnte man sich die ganze Nacht an einem See, in einem Park aufhalten, ohne auch nur den Anflug von Angst haben zu müssen, das geht heute nicht mehr und das ist schon arg traurig.
Es hilft aber nicht, in Tränen zu versinken, man sollte aktiv Einfluss auf die eigene Sicherheit nehmen. Dazu gehört eben die richtige Ausrüstung, der richtige, gekonnte Umgang damit, Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum – aber auch der Besuch von Selbstverteidigungsworkshops. Solche Workshops – auch die bei uns – können aber nur ein minimales Wissen um die körperliche Selbstverteidigung vermitteln. Sie können Dir zeigen, wie Du Dir ein kleines Zeitfenster verschaffen kannst um zu entkommen, zu einem Rambo können sie Dich nicht ansatzweise machen. Und man kann auch nicht immer weglaufen. Hast Du Frau, Freundin oder Kinder dabei, kannst Du die nicht im Stich lassen. Oder Du bist im Bus, im Zug, im Fahrstuhl – kein Ausweg, Du kannst nicht weglaufen. Um solche Situationen überstehen zu können, braucht es regelmäßiges Training, möglichst realitätsnah, im Idealfall Vollkontakt. Wir haben unser Training entsprechend angepasst, das war unabdingbar. In den 90ern konnten wir uns komplett auf das klassische Ninjutsu konzentrieren, das würde an der heutigen Realität weit vorbeiführen.
Denk nur immer daran: Wenn es zu einer körperlichen Konfrontation kommt, hast Du möglicherweise vorher schon einiges verpasst zu tun.
Wie ich immer sage … einfach mal drüber nachdenken …