Das Ding mit dem Tod und dem Sterben


 Hatori    02.09.2019 - 09:33
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Hin und wieder muss man auch über Dinge reden, die niemandem gefallen.

Ein nur ungern und sehr selten angesprochenes Thema bei den meisten Menschen ist der Tod, das Sterben. Kann ich verstehen, niemand beschäftigt sich gern damit. Wir müssen es dennoch tun, denn mal ganz ehrlich - niemand kommt aus dem Ding hier, das wir Leben nennen, lebendig raus.

Der Tod ist ein unabwendbarer Bestandteil unseres Lebens. Mit dem ersten Atemzug bei unserer Geburt beginnt bereits das Sterben, das könnte man jetzt langatmig auch wissenschaftlich erklären, das sparen wir uns aber, vielmehr soll es hier um die Angst der meisten Menschen vor dem Tod gehen. Woher kommt diese Angst, warum verdrängen wir sie, warum lähmt sie uns förmlich in manchen Situationen?

Es könnte daran liegen, dass wir uns an manche Möglichkeiten zu sterben gewöhnt haben, an andere nicht und wieder andere gar nicht in Betracht ziehen wollen.
Fangen wir mit der Gewohnheit an. Jeder Mensch weiß, dass ein grünes Licht an einer Kreuzung zwar Sicherheit vorspiegeln soll, es aber dennoch passieren kann, dass man von einem Auto, einem LKW oder einem Radfahrer über den Haufen gefahren wird, schwer verletzt oder getötet werden kann. Hindert uns das daran, trotzdem über die Kreuzung zu gehen? Nein, denn wir kennen das Risiko und passen auf.
Dasselbe auf Bahnsteigen. Nachdem es wohl ein "Sport" geworden ist, unschuldige, unbeteiligte Menschen vor einen einfahrenden Zug zu schubsen, geht Ihr jetzt lieber zu Fuß als dass Ihr mit der Bahn fahrt? Nein, Ihr kennt das Risiko und passt auf.
Noch ein Beispiel: Jeder weiß, dass Flugzeuge abstürzen können (und es immer öfter tun), dennoch benutzen jeden Tag hunderttausende diese Dinger. Sie kennen das Risiko und nehmen es in Kauf. Hier geht es sogar noch weiter: Jeder einzelne Passagier gibt die Möglichkeit auf sich selbst aufzupassen - an den Piloten ab. In jeder Sekunde des Fluges kann etwas unvorhergesehenes passieren, was zum Tod vieler Menschen führen könnte.

Mögliche Todesarten, an die wir uns nicht gewöhnt haben, sie aber ignorieren, weil es nicht anders geht. Unsere Umwelt hat sich zu einem riesigen Giftkübel entwickelt. Wir stecken mitten drin und sterben langsam vor uns hin. Allerdings haben wir darauf wenig bis keinen Einfluss (ich will hier nicht darüber diskutieren, ob weniger Fleischkonsum uns rettet, oder indem wir unseren Konsum einschränken, nur halb soviel wegwerfen usw. ), zum größten Teil produziert die Industrie, die Landwirtschaft, die Energiepolitik dieses Giftfass. Aber interessiert uns das wirklich? Wenn ich sehe, wie wenige Menschen etwas dagegen tun, dann stelle ich die Behauptung auf, nein, es interessiert nur wenige Menschen, der Rest nimmt seinen vorzeitigen Tod gelassen hin.

Kommen wir nun zu einem Kampf, denn schließlich geht es hier um Ninjutsu, um Krieger und solche, die es werden wollen. Und hier kommt plötzlich der Moment, in dem Menschen ganz plötzlich Angst vor dem Tod haben, Panik bekommen bei dem Gedanken, dass sie jeden Moment sterben könnten.
Wo aber ist der Unterschied zu einer Kreuzung, einem Bahnsteig, einem Flugzeug? Es gibt schlicht und ergreifend keinen.
Dieser Unterschied existiert nur in Euren Köpfen. Am Extremsten kommt die Angst, wenn man einer blanken Waffe gegenübersteht, also ein Schwert, eine Machete, ein Messer, selbst ein Speer mit blanker Spitze macht vielen eine panische Angst. Warum? Weil einem bei diesem Anblick das Gesicht des Todes direkt vor Augen erscheint. Ja, passiert bei dem Auto, welches auf Euch zurast auch, aber da bleibt Euch keine Zeit für Angst und Panik. Wenn Ihr das Auto seht, hat es Euch auch schon erwischt, ansonsten hättet Ihr noch beiseite springen und dem Fahrer hinterherfluchen können.
Steht Euch jedoch jemand mit einer blanken Waffe gegenüber, hat das Gehirn (meist) ausreichend Zeit, dies wahrzunehmen und Euch alle möglichen Horrorszenarien vorzuspielen. Und das Ende all dieser Szenarien ist immer der Tod. Also Grund zur Panik? Nein, ist es nicht und zwar aus zwei Gründen:
1. Ihr habt Euer Training. Ihr könnt Euch auf solche Situationen vorbereiten. Trainiert sauber, effektiv, ohne Selbstbetrug und Eure Chancen stehen gut, dem Tod nicht zu begegnen.
2. Ihr habt ab heute Zeit, Euch selbst Gedanken zu machen. Jeder wird das anders tun, wichtig ist nur, dass Ihr es tut. Fangt Ihr erst an darüber nachzudenken, wenn es soweit ist, dann ist es zu spät. Sprecht mit Euren Lehrern darüber. Ihr könnt auch jeder Zeit mit mir reden. Ich bin bei jedem Kihon Shido in Elsterwerda. Ihr könnt mir auch per E-Mail Eure Fragen schicken, Mail-Adresse steht im Impressum. Nur eines solltet Ihr nicht tun: Den Gedanken verdrängen.

Wer Angst hat verletzt zu werden, der wird auch verletzt, wer Angst hat zu sterben, der wird auch sterben.

Versucht, den Tod nicht als Feind anzusehen, der Euch etwas wegnehmen will, nämlich Euer Leben. Betrachtet den Tod als etwas, das zum Leben dazu gehört wie die Luft zum Atmen. Nehmt ihn als Freund, der Euch mitnimmt auf einen neuen, unbekannten Weg, von dem niemand weiß, wo er hinführt. Gläubige Menschen denken an den Himmel, an Walhall, an die ewigen Jagdgründe, Seelenwanderung, Reinkarnation. Ob irgend etwas davon kommt ... ich weiß es nicht. Ich bin nur sehr sicher, dass es nichts furchtbares sein wird, nichts, vor dem man sich fürchten muss. Niemand will sterben, wenn der Moment dann aber kommt, betrachtet es als neuen Anfang, vielleicht, und nur vielleicht, sogar als neue Chance.

Ich glaube an nichts, aber ich halte alles für möglich. Mir gefällt am Besten das, was Gandalf gesagt hat: "Das Ende? Nein, kleiner Hobbit, der Tod ist nicht das Ende."