Aktuelle Trainingszeiten ab 13.10.2023
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Ist das tatsächlich so? Oder irrt Laotse hier?
Es ist normalerweise nicht mein Ding, kluge Menschen zu hinterfragen, zumindest war das bisher so. Inzwischen tue ich es und es macht nicht nur Spaß, es hilft auch, seine innere Einstellung zu verändern.
Jeder kennt das. Andere Menschen sagen einem, welches die großen Ziele im Leben sind, die Eltern, die Lehrer, wer auch immer. Natürlich kann man das als Hilfe nehmen, ich sage meinen Schülern auch, was wichtig ist. Doch hilft das wirklich? Hilft es einem jungen Menschen, SEINEN Weg zu gehen, SEINE Ziele zu finden?
Wir hatten vor einiger Zeit einen Artikel hier, wie man sich Ziele richtig setzt. Dafür gibt es jedoch eine wichtige Voraussetzung: Man muss wissen, wer man selbst ist. Und da liegt der Haken. Niemand von denen, die Dir sagen, welche Ziele im Leben wichtig sind, weiß wirklich, wer DU bist. Und damit fängt das Übel oft schon an. Denn die meisten Menschen sind gewillt, trotzdem diese Ziele anzunehmen. Mein Haus, mein Auto, mein Swimmingpool. Dabei mögen sie Autofahren gar nicht, hassen Wasser, aber die ANDEREN haben gesagt, das wäre wichtig, also tun sie es und richten ihr Leben darauf aus. Am Ende des Tages stellen sie dann fest, dass sie nicht ihr Leben gelebt haben sondern das von anderen. Mach das nicht.
Ein paar kleine Tipps dazu von mir.
1. Finde heraus, wer Du bist.
Hört sich leicht an, ist es aber nicht. Du hast Wünsche, viele Wünsche, teilweise passen sie zusammen, manche sind aber auch gegensätzlich. Nicht schlimm, Du musst Dich auch nicht entscheiden, nimm diese Wünsche vorerst zur Kenntnis, wertfrei und ohne den Zwang, sie erfüllen zu wollen.
Finde heraus, was Du kannst, was Du nicht kannst. Da wird es für viele schon schwierig, sich selbst einzugestehen, dass man etwas nicht kann, ist so eine Sache. Aber mal ehrlich, man muss nicht alles können.
Finde auch heraus, was Du magst und was Du überhaupt nicht magst, letzteres tu einfach nicht. Und ganz wichtig, finde heraus, was Dir wirklich Spaß macht, woran Du Freude hast. Alles andere leg direkt beiseite. Denn nur was Dir Spaß und Freude bereitet, wirst Du mit ganzem Herzen auch wirklich machen.
2. Mach den ersten Schritt und begib Dich auf die Reise.
Jetzt wirst Du sagen, wie jetzt, einfach loslaufen, völlig ziellos? Ja, lauf los. Begib Dich auf den Weg, den Du nicht kennst, auf die Reise in DEIN Leben.
Jetzt wird es schwierig. Hinterfrage jeden Tag, ob das, was Du an diesem Tag gemacht hast, das ist, was Du machen WILLST. Solltest Du die Frage mit ja beantworten, ist alles gut, geh weiter.
Kommt aber ein nein, dann stelle die nächste Frage: Warum mache ich das, wenn es doch so gar nicht dem entspricht, was ich machen will / möchte?
In vielen Fällen kann ich Dir diese Frage beantworten: Weil andere gesagt haben, dass es erstrebenswert ist. Man muss schlank sein, man muss Erfolg haben, der in materiellen Dingen seinen Ausdruck findet, man muss dem Bild der Gesellschaft entsprechen.
Und da sind wir bei 3. Macht das Ganze auch Sinn?
Interessiert sich die Gesellschaft für Dich? Ob es Dir gut geht, ob Du zufrieden und glücklich bist? Nein, also warum interessiert Dich die Gesellschaft? Warum solltest Du krampfhaft versuchen, der Gesellschaft ein Bild von Dir zu vermitteln, das nicht dem entspricht, was Du tatsächlich bist?
Der Mensch ist ein Herdentier, er unterliegt sehr schnell solchen Gruppenzwängen. Und dabei vergisst er sehr schnell, dass er weder Tier ist noch sich solchen Zwängen unterwerfen muss.
Sobald in Dir das kleinste Gefühl von Zwang aufkommt, wechsle die Richtung, ansonsten wirst Du nicht DEIN Leben leben.
Nun kannst Du sagen, dann komme ich aber nicht an mein Ziel. Richtig, kann durchaus passieren, aber führen nicht viele Wege nach Rom? Und ist DAS Ziel überhaupt noch DEIN Ziel? Vielleicht hast Du Dich innerlich schon längst davon verabschiedet und etwas ganz anderes im Sinn. Und da bist Du wieder bei Punkt 1 von oben. Es ist überhaupt nicht wichtig, was Deine frühere Antwort auf die Frage „Wer bin ich, was bin ich?“ war, wichtig ist, was Deine jetzige Antwort ist. Und daran richte Deinen Weg neu aus.
„Ja, aber was ist denn nun mit meinen Zielen?“ Da gibt es zwei Möglichkeiten. Du setzt Dich dem Zwang aus, ein Ziel unbedingt erreichen zu wollen oder Du passt Dein Ziel Deinen Wünschen, Deinem eigenen ICH an. Ersteres ist Zwang, Krampf, Du wirst das Ziel vielleicht erreichen, aber wirst Du dann zufrieden sein? Oder wirst Du viel eher denken, schade um die Zeit, die ich investiert habe.
Die zweite Möglichkeit dagegen bietet Freude und innere Zufriedenheit. Und das nicht erst, wenn das Ziel erreicht ist, nein, schon auf dem Weg dahin. Und Du wirst auf Deinem Weg ganz viele zufällige Ziele ganz nebenbei erreichen, von denen Du überhaupt nicht wusstest, dass sie zu Deinen Zielen gehört haben, von Anfang an.
Das hört sich jetzt alles danach an, als wollte ich eine unserer wichtigen Eigenschaften, die Selbstdisziplin, wegreden. Das ist aber nur scheinbar so, selektive Zielorientierung ist gut und wichtig, dauerhaft schadet es mehr als es nutzt. Es gehört ungemein viel Selbstdisziplin dazu, sich immer und überall sein eigenes Ich zu bewahren. Viel einfacher ist es, sich den gesellschaftlichen Ansprüchen zu unterwerfen, man bekommt gesagt, was man zu tun hat, man bekommt gesagt, was das Ziel ist, man muss nicht mehr selber denken. ABER man wird nie das Gefühl erleben, wenn man sich entspannt zurücklehnt und sich sagt: „Ich habe MEIN Ziel erreicht, ohne Zwang, ohne Frust?“
Fazit: Bringe Deine Ziele, Deinen Weg und den Sinn all dessen in eine Richtung, nur wenn sich diese drei Punkte nicht widersprechen, wirst Du ein glückliches, erfülltes Leben haben.
"Oft liegt das Ziel nicht am Ende des Weges sondern irgendwo an seinem Rand." (Ludwig Strauss)
Bringen wir das jetzt in Einklang mit der Weisheit von Laotse, könnte sich daraus ein gutes, sinnvolles Leben entwickeln.
Was hat das alles mit Ninjutsu zu tun? Nun ja, das Ninjutsu bietet Dir nicht einen Weg sondern viele verschiedene. Ninjutsu sagt nicht, WIE Du etwas machen sollst, es sagt nur, DAS Du etwas machen sollst. Es überlässt Dir die Entscheidung, wie Du es machst. Und damit sehen wir wieder einmal, wie sehr das Ninjutsu das Leben nicht nur widerspiegelt, es IST das Leben.
… mal drüber nachdenken.