Kumogakure Ryu

Kumogakure

Wer den Text nicht lesen möchte, findet ganz unten das Video dazu.

Die Kumogakure Ryū Ninjutsu (雲隠流) ist eine weniger bekannte Ninja-Schule, die traditionell als eine der neun Schulen (Ryūha) des Bujinkan gilt. Ihre Ursprünge sind umstritten, da es nur wenige historische Dokumente gibt, die ihre Entwicklung eindeutig belegen. Dennoch ist sie eng mit der Togakure Ryū verbunden und teilt viele ihrer Prinzipien und Techniken.

Historische Entwicklung
Die Schule soll im 16. Jahrhundert von Heinaizaemon Ienaga Iga gegründet worden sein. Er war vermutlich ein Krieger aus der Provinz Iga, einer Region, die als Zentrum des Ninjutsu galt. Kumogakure Ryū entwickelte sich in einer Zeit, in der Ninja-Gruppen verschiedene Techniken der Kriegsführung perfektionierten, darunter Spionage, Sabotage und unkonventionelle Kampfmethoden.
Im Gegensatz zu anderen Ninjutsu-Schulen war Kumogakure Ryū stark auf Täuschung, Tarnung und akrobatische Bewegungen fokussiert. Ein charakteristisches Merkmal war die angebliche Nutzung von Sprungtechniken und speziellen Werkzeugen wie den Kama-Yari (eine Speerwaffe mit hakenförmigen Klingen) und metallverstärkten Handschuhen oder Kletterkrallen. Es wird berichtet, dass die Krieger dieser Schule Techniken entwickelten, um sich lautlos zu bewegen und sich selbst unter widrigsten Bedingungen zu verstecken.
Obwohl Kumogakure Ryū oft als eine „untergeordnete“ Schule innerhalb des Ninjutsu angesehen wird, überlebte sie durch ihre Verbindung zur Togakure Ryū und wurde später in das Bujinkan aufgenommen.

Moderne Relevanz
Heute wird Kumogakure Ryū nicht als eigenständige Kampfkunstschule praktiziert, sondern ist ein Bestandteil des Bujinkan-Systems, das verschiedene traditionelle japanische Kampfstile vereint. Innerhalb des Bujinkan werden einige ihrer Techniken, insbesondere Sprung- und Klettertechniken, als Ergänzung zum Togakure Ryū Ninpo gelehrt.

Obwohl viele Details über diese Ryū in Legenden gehüllt sind, bleibt sie ein faszinierender Teil der Ninja-Tradition und der japanischen Kampfkunstgeschichte.

Die Waffen der Kumogakure Ryū

Die Kumogakure Ryū nutzte eine Reihe einzigartiger Waffen, die sich auf Täuschung, Akrobatik und unkonventionelle Kampftechniken konzentrierten.

1. Kama-Yari (鎌槍) – Der „Haken-Speer“
Dies war eine modifizierte Version eines traditionellen Speers (Yari), der an den Seiten hakenförmige Klingen besaß. Diese Konstruktion erlaubte es
- Gegner zu entwaffnen, indem man ihre Waffen mit den Haken einfing
- Pferde oder Rüstungen zu verhaken, um einen Vorteil im Kampf zu gewinnen
- Klettern und Balance halten, indem der Speer als Haken oder Hebel genutzt wurde
Der Kama-Yari galt als eines der Markenzeichen der Kumogakure Ryū und wurde sowohl für offensive als auch defensive Techniken verwendet.

2. Ippon Sugi Nobori (一本杉登り) – Kletterklauen
Diese Kletterhilfen bestanden aus metallverstärkten Handschuhen und Fußkrallen, die Ninja nutzten, um auf Bäume, Wände oder andere Strukturen zu klettern. Sie erlaubten
- Schnelles und lautloses Bewegen in unwegsamem Gelände
- Plötzliche Angriffe aus der Höhe
- Einfache Flucht oder Versteckmöglichkeiten in Wäldern und Bergen

3. Kaminari (雷) – Feuer- und Blitzwaffen
„Kaminari“ bedeutet „Donner“ und bezieht sich auf die Nutzung von Feuerwerkskörpern, Blendgranaten und kleinen Sprengladungen, um Verwirrung zu stiften. Diese wurden eingesetzt, um
- Gegner zu blenden oder abzulenken
- Fluchtwege zu schaffen, indem Chaos verursacht wurde
- Angriffe aus dem Hinterhalt vorzubereiten

4. Shinodake (篠竹) – Atemrohr und Täuschungsinstrument
Dieses Bambusrohr hatte mehrere Funktionen.
- Zum Atmen unter Wasser, wenn sich ein Ninja verstecken musste.
- Als Blasrohr, um Pfeile oder giftige Nadeln zu verschießen.
- Als Täuschungswerkzeug, um Geräusche zu imitieren oder den Feind in die Irre zu führen.

5. Kusari-Fundo (鎖分銅) – Die Kettenwaffe
Dies war eine kurze Kette mit Metallgewichten an beiden Enden, die für
- Schlag- und Wurftechniken verwendet wurde, um Gegner zu entwaffnen oder niederzuschlagen
- Fesseltechniken, um Angreifer zu immobilisieren
- Kletterhilfen, wenn sie in Kombination mit anderen Werkzeugen eingesetzt wurde.

Fazit
Die Waffen der Kumogakure Ryū spiegeln ihren besonderen Stil wider: Täuschung, Mobilität und Überraschung. Viele dieser Waffen waren nicht nur für den direkten Kampf gedacht, sondern auch für Flucht, Tarnung und das Schaffen taktischer Vorteile.

Die Besonderheiten der Kumogakure Ryū

Die Kumogakure Ryū Ninjutsu unterscheidet sich von anderen Ninjutsu-Schulen durch ihre einzigartigen Techniken, die stark auf Täuschung, Tarnung, Beweglichkeit und unkonventionelle Kampfstrategien ausgerichtet sind. Hier sind die wichtigsten Besonderheiten ihrer Techniken.

1. Himmels- und Wolkentechniken (Tobi & Kōsoku no Jutsu – 跳び & 高速の術)
Eine der herausragenden Fähigkeiten der Kumogakure Ryū war ihre außergewöhnliche Beweglichkeit und Akrobatik. Dies umfasste:

- Tobi Ashi (跳び足) – Sprungtechniken
Ninja der Kumogakure Ryū sollen extrem hohe Sprünge beherrscht haben. Durch spezielle Trainingsmethoden mit Gewichten wurden ihre Sprungmuskeln gestärkt. Sie konnten Hindernisse leichter überwinden und Angriffe aus erhöhter Position ausführen.
- Tobi Gakure (跳び隠れ) – Tarnung durch Sprünge
Diese Technik nutzte akrobatische Sprünge, um sich in den Wipfeln von Bäumen oder hinter Hindernissen zu verbergen. Dies war besonders in waldreichen Gegenden effektiv.
- Kōsoku Idō (高速移動) – Blitzschnelle Fortbewegung
Diese Technik ermöglichte es den Kriegern, sich mit plötzlichen, schnellen Bewegungen aus der Sicht des Gegners zu entfernen, indem sie die natürlichen Gegebenheiten (z. B. Nebel oder Höhenunterschiede) nutzten.

2. Kletter- und Tarnungstechniken (Ippon Sugi Nobori – 一本杉登り)
Kumogakure Ryū war bekannt für ihre Fähigkeit, sich in schwierigem Gelände schnell zu bewegen. Dazu nutzten sie:
- Hand- und Fußklauen (*Tekagi* & *Ashiko*), um Wände oder Bäume blitzschnell zu erklimmen.
- Seiltechniken (Nawa no Jutsu – 縄の術) zur schnellen Fortbewegung zwischen hohen Gebäuden oder in Bergregionen.
- Versteckte Atemtechniken (Shinodake – 篠竹), um unter Wasser zu überleben und Gegner auszutricksen.

3. Täuschungs- und Illusionstechniken (Gensoku no Jutsu – 幻束の術)
Die Ninja der Kumogakure Ryū nutzten Techniken, um ihre Gegner psychologisch zu manipulieren:
- Metsubushi (目潰し) – Blendpulver
Ein Gemisch aus Asche, Sand oder Chili wurde in die Augen des Gegners geworfen, um ihn kurzzeitig kampfunfähig zu machen.
- Hikari Jutsu (光術) – Licht- und Feuertäuschungen
Kleine Explosionen oder blendende Lichtquellen wurden genutzt, um Gegner zu verwirren oder abzulenken.
- Kakure-gakure no Jutsu (隠れ隠れの術) – Mehrfaches Verstecken
Durch schnelle Positionswechsel und Schattenspiele ließen sich Kumogakure-Ninja schwer lokalisieren.

4. Luft- und Nebeltechniken (Kumogakure no Jutsu – 雲隠れの術)
Der Name „Kumogakure Ryū“ bedeutet „In den Wolken Verborgene Schule“ – und tatsächlich waren Nebel- und Höhenlagen eine zentrale Strategie:
- Verstecken im Nebel (Kiri Gakure – 霧隠れ)
Ninja warteten gezielt auf neblige Bedingungen, um sich unsichtbar zu machen.
- Kämpfen aus der Höhe (Taka no Shisei – 鷹の姿勢)
Kämpfer griffen oft aus erhöhter Position an (Bäume, Felsen, Dächer), um Gegner zu überraschen.

5. Unkonventionelle Waffen- und Kampftechniken
Während andere Ninja-Schulen klassische Waffen wie das Katana oder Shuriken verwendeten, hatte Kumogakure Ryū eine eigene Auswahl an Spezialwaffen, darüber haben wir schon gesprochen, brauchen wir nicht wiederholen.

Fazit
Die Techniken der Kumogakure Ryū waren auf Beweglichkeit, Tarnung und psychologische Kriegsführung spezialisiert. Diese Schule setzte stark auf Akrobatik, Sprungtechniken, Nebel- und Höhenstrategien sowie unkonventionelle Waffen. Heute werden einige dieser Techniken innerhalb des Bujinkan-Systems von Hatsumi Masaaki weitergegeben, auch wenn die Schule nicht mehr als eigenständiges Kampfkunstsystem praktiziert wird.

Die grundlegende Philosophie der Kumogakure Ryū

Die Kumogakure Ryū basiert auf einer einzigartigen Philosophie, die stark mit Tarnung, Anpassungsfähigkeit, strategischer Täuschung und geistiger Stärke verbunden ist. Die folgenden Prinzipien bilden das Fundament ihrer Lehren.

1. Anpassungsfähigkeit und Unsichtbarkeit
Das Motto der Schule könnte als „Sei wie die Wolken“ beschrieben werden – immer in Bewegung, formwandelnd und unberechenbar.
- Die Ninja der Kumogakure Ryū lernten, sich der Umgebung perfekt anzupassen und ihre Form zu verändern, um sich ungesehen zu bewegen.
- Sie nutzten Nebel, Schatten und Höhenlagen, um ihre Präsenz zu verschleiern und sich auf unorthodoxe Weise aus Kämpfen zu entfernen oder sie zu dominieren.
- Ein Krieger sollte niemals in starren Mustern kämpfen, sondern sich immer der Situation anpassen.

Philosophische Lehre: „Ein fester Stein kann gebrochen werden, eine Wolke kann nicht gefangen werden.“

2. Psychologische Kriegsführung und Täuschung (Kyojitsu Tenkan no Ho - 虚実転換の法)
Die Kumogakure Ryū setzte stark auf Täuschung und psychologische Manipulation.
- „Verwirre deinen Feind, bevor du ihn bekämpfst.“ Ninja wurden darin geschult, falsche Spuren zu legen, Illusionen zu erzeugen und ihre Gegner zu destabilisieren.
- Blendgranaten, Geräuschimitationen und Lichttäuschungen waren genauso wichtig wie physische Techniken.
- Durch gezielte Fehlinformationen und Ablenkungen konnte man den Feind zwingen, Fehler zu machen.

Philosophische Lehre: „Wahrheit und Lüge sind zwei Seiten derselben Münze – wisse, wann du welche zeigst.“

3. Kontrolle der Angst und innere Stärke (Fudōshin – 不動心)
Ein zentrales Prinzip der Kumogakure Ryū war es, seine Emotionen und Ängste zu kontrollieren.
- Ninja trainierten, ihre Gedanken zu beruhigen und sich nicht von Angst oder Wut beeinflussen zu lassen.
- Durch Meditation, Atemtechniken und extreme körperliche Herausforderungen wurden die Schüler auf Stresssituationen und tödliche Kämpfe vorbereitet.
- Ein wahrer Ninja ließ sich nicht durch äußere Umstände erschüttern, sondern blieb ruhig und entschlossen.

Philosophische Lehre: „Ein unbewegter Geist ist wie eine stille Wolke – nichts kann ihn erschüttern.“

4. Nutzen der Natur und der Umgebung
Die Kumogakure Ryū betrachtete die Natur nicht als Hindernis, sondern als Verbündeten.
- Ninja lernten, die Gegebenheiten des Terrains (Berge, Wälder, Nebel, Höhenunterschiede) strategisch zu nutzen.
- Das Konzept der „Wolkenkrieger“ bedeutete auch, dass sie über ihren Gegnern agierten – aus Bäumen, Dächern oder Bergregionen heraus angriffen.
- Sie bewegten sich so lautlos und unauffällig wie Nebelschwaden, wodurch sie oft als „Geister“ galten.

Philosophische Lehre: „Wer sich mit der Natur bewegt, ist unaufhaltsam.“

5. Freiheit und Unabhängigkeit
Ein Grundprinzip der Kumogakure Ryū war die Ablehnung starrer Strukturen und Regeln.
- Während andere Krieger (Samurai) strengen Kodizes folgten, waren die Ninja dieser Schule frei in ihrer Denkweise und Taktik.
- Sie legten mehr Wert auf Ergebnis statt Tradition – es gab keine „ehrenhaften“ oder „unehrenhaften“ Methoden, sondern nur effektive und ineffektive Strategien.
- Dies machte sie zu unabhängigen Denkern, die außerhalb gesellschaftlicher Normen agierten.

Philosophische Lehre: „Ein Vogel kann nicht in einer Schachtel leben – der wahre Krieger ist frei.“

Fazit: „Sei wie die Wolken“
Die Kumogakure Ryū war mehr als eine Kampfkunst – sie war ein Denksystem, das auf Flexibilität, Strategie und mentaler Kontrolle beruhte.
- Anpassung statt Widerstand
- Täuschung statt direkter Konfrontation
- Ruhe statt Emotion
- Freiheit statt starre Regeln

Ihr Ziel war nicht nur das Überleben im Kampf, sondern die totale Kontrolle über sich selbst und die Umgebung – genau wie die Wolken, die sich ständig verändern, doch niemals gebrochen werden können.

Die Großmeister der Kumogakure Ryu

Die Linie gemäß Hatsumi Masaaki:
01. Heinaizaemon Ienaga Iga
02. Toda Sagenta Nobufusa
03. Toda Gohei Nobufusa
04. Toda Noriyoshi
05. Toda Seiryu Nobutsuna
06. Toda Fudo Nobuchika
07. Toda Kangoro Nobuyasu
08. Toda Eisaburo Nobumasa
09. Toda Shinbei Masachika
10. Toda Shingoro Masayoshi
11. Toda Daigoro Chikahide
12. Toda Daisaburo Chikashige
13. Toda Shinryuken Masamitsu
14. Takamatsu Toshitsugu
15. Hatsumi Masaaki

Die Linie gemäß Tonbe Kenji:
01. Iga Heinaizaemon no Jo Ienaga
02. Hattori Heitaro Koreyu
03. Iga Yuasa Naito
04. Mizuhara Kobei
05. Kumogakure Shishikari
06. Kumogakure Hidetake
07. Kumogakure Takayuki
08. Kumogakure Zanzen
09. Oura Fukima
10. Takizawa Moichin
11. Koga Masashiro
12. Koga Morinao
13. Honda Masamitsu
14. Iga Ietada
15. Koga Mitsutada
16. Sakoshi Kosei
17. Sakoshi Genei
18. Kuriyama Izumo
19. Kuriyama Kotaro
20. Tonbe Juzo
21. Tonbe Yoshiaki
22. Tonbe Tobera
23. Tonbe Nobusato Kenji