Probleme? Unmöglich? Eigenverantwortung!


 Hatori    20.08.2025 - 17:00
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Ein paar Dinge, die so schwierig scheinen und doch relativ einfach sind.

Es gibt Menschen, viele Menschen, die immer und überall Probleme sehen. Natürlich, es gibt Probleme, große und kleine. Was aber tun diese Menschen, wenn sie ein Problem identifiziert haben? Und auch hier wieder – viel zu viele Menschen suchen nach irgend etwas, dem sie die Schuld an dem Problem geben können. Statt nach Lösungen zu suchen schieben sie die Verantwortung auf alles mögliche – die Umwelt, schlechte Ausrüstung, andere Menschen, was auch immer. Sie sehen ein Problem eben als Problem, nicht als Chance, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern um das erkannte Problem zu lösen.

Oft heißt es dann: „Das ist unmöglich.“ Sie sehen Grenzen, die sie nicht überwinden können. Aber können sie es wirklich nicht? Grenzen gibt es, um sie zu überwinden, man muss es nur WOLLEN.

Vielleicht kennt Ihr die Geschichte von den hundert Fröschen, die vor einer Mauer stehen. Sie ist sehr hoch, sie können nicht drüber springen und sagen, es wäre unmöglich, dieses Hindernis zu überwinden. Dann kommt eine Schnecke vorbei die nicht weiß, dass es „unmöglich“ ist und kriecht einfach die Mauer hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Als nächstes kommt ein Maulwurf, wirft einen „Blick“ auf die Mauer und gräbt sich darunter durch. Und dann kommt noch ein Frosch vorbei, schaut sich die Mauer an und hüpft dann an ihr vorbei.

Geht man ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln an, verlässt den Tunnelblick auf das Unmögliche, dann tun sich Wege auf, die denen, die sich stur auf eine Richtung versteift haben, völlig entgehen. Und – wie die Schnecke, der Maulwurf und der letzte Frosch bewiesen haben – gibt es praktisch immer verschiedene Wege, ein Problem zu lösen, das Unmögliche möglich zu machen.

Und da ist das, was ich Eigenverantwortung nenne. Statt sich in etabliertem Denken und standardisierten Verfahren festzufahren, nutzt man sein eigenes Gehirn um alternative Wege zu finden.

Ihr kennt mich inzwischen und wisst, dass ich meist versuche, solche Feststellungen durch Beispiele aus dem Training zu erklären. Nehmen wir also ein solches Beispiel: Eine Form verlangt laut Überlieferung einen Tritt. Ein Praktizierender ist durch eine anatomische Einschränkung nicht in der Lage, einen solchen Tritt auszuführen. Die meisten Lehrer und Schüler, die ich kenne, würden wahrscheinlich sagen, er soll den Tritt nur andeuten so gut es geht und den Rest der Form auszuführen. Das ist nicht mein Ansatz. Ich erwarte von dem Schüler, dass er die Form so anpasst, dass er sie dennoch ausführen kann. Dafür ist es nötig, dass er das Problem analysiert und eine Lösung findet, die es ermöglicht, die Form unter weitgehender Beibehaltung der Prinzipien auszuführen. Das erfordert, dass der Schüler zunächst das Prinzip versteht und dann ein Bewegungsmuster zur Lösung der Aufgabe entwickelt.
Das erfordert Geduld, vom Schüler und auch vom Lehrer. Diese Geduld fehlt heutzutage vielen Menschen. Es ist einfacher, das Ganze als unmöglich zu bezeichnen und sich davon zu entfernen. Und gleich mal als Spoiler für potenzielle neue Schüler – das funktioniert bei mir nicht. Ein realer Kampf erfordert sofortige Lösungen, das Training soll uns in die Lage versetzen, diese Lösungen schneller zu finden.

Wenn wir schon bei realen Kämpfen sind, gehen wir doch damit weiter. Gewalt ist leider zu einem alltäglichen Problem geworden. Trotzdem muss nicht jeder Kampf körperlich werden. Man stellt sich also dem ersten Problem: Muss man kämpfen oder muss man es nicht tun. Ich werde jetzt nicht auf die Psychologie eingehen, es geht hier nur um Probleme und Unmögliches. Im Idealfall liegt die Lösung im Nicht-Kämpfen. Wie das aber mit „Idealfällen“ so ist – sie treten nicht so oft ein. Das Problem, welches sich dann stellt, ist eines aus Physik, Anatomie, Geometrie und Timing. Dieses Problem muss innerhalb von Sekunden gelöst werden, die Feststellung von „unmöglich“ kostet möglicherweise Leben, mindestens aber Gesundheit, denn für den Angreifer gibt es kein „unmöglich“.

Ein weiteres und das wichtigste Problem, ist die Lösung auf die Frage: „Warum kämpft man?“
Schauen wir ins Tierreich – es gibt Schafe, Wölfe und Schäferhunde. Die meisten Menschen sind Schafe, nicht so dumm, aber so gutmütig. Sie wollen nur in Ruhe leben, nicht auffallen, ihren Jobs und sonstigen Aufgaben nachgehen. Vor allem verstehen sie nicht, welche gewaltige Kraft die ganze Herde hat.

Dann gibt es die Wölfe. Sie sind der Meinung, ihre Kraft, ihre Klauen und Zähne geben ihnen das Recht, sich von den Schafen alles zu nehmen, was sie wollen. Wenn Einschüchterung nicht funktioniert, gehen sie eigentlich immer sehr schnell zu Gewalt über.

Und dann haben wir da die Schäferhunde. Sie haben kein Interesse am Kampf, erlauben aber auch den Wölfen nicht, das zu tun, was die am Besten können. Wer nicht richtig hinschaut, könnte den Schäferhund für ein Schaf halten, so zurückhaltend, wie er ist. Aber sein ganzes Leben widmet er dem Schutz der Herde, wortwörtlich.

Und da haben wir die Lösung auf die Frage nach dem „warum“. Der einzige legitime Grund für Kampf, den Einsatz von Gewalt, ist Schutz, Eigenschutz aber auch Schutz für andere, die sich selbst nicht schützen können.

Und so kommen wir wieder zum Anfang. Wenn wir Gewalt als Problem identifizieren, dann erfordert das, dieses Problem zu lösen. Und das nicht nur bei körperlicher Gewalt sondern immer und überall im Leben. Ob es nun psychisches Mobbing in der Schule oder bei der Arbeit ist, ob es sich um häusliche Gewalt oder einfach nur die einschüchternden Fragen eines Personalchefs bei einem Einstellungsgespräch handelt.

Als ersten Schritt zur Lösung braucht es die Eigenverantwortung. Man wechselt vom Schaf zum Schäferhund.
Wir werden einen Konflikt niemals beginnen, wenn es aber sein soll, werden wir ihn effektiv beenden. Dabei geht es nicht ums Gewinnen – es geht ums Überleben.

Einfach mal drüber nachdenken ...